Humboldt-Universität zu Berlin - August-Boeckh-Antikezentrum

Johannes Vahlen

Johannes Vahlen

* 27. 09. 1830 in Bonn

† 30. 11. 1911 in Berlin

 

Klassischer Philologe

 

Johannes (oder Johann) Vahlen stammte aus kleinen Verhältnissen und war zeitlebens darauf angewiesen, sich durch akademische oder sonstige Anstellung seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Er studierte Klassische Philologie an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn, u. a. bei Jacob Bernays; 1852 wurde er mit einer Arbeit über Fragmente des Ennius bei Friedrich Ritschl promoviert.

In der Folgezeit arbeitete Vahlen als Gymnasiallehrer und habilitierte sich parallel dazu (1854). 1856 erhielt er einen Ruf als außerordentlicher Professor an die Schlesische Friedrich-Wilhelms-Universität Breslau.

1858 wechselte er als ordentlicher Professor an die Universität Freiburg und schon ein Semester später an die Universität Wien. Die dortige Professur für Klassische Philologie hatte er 16 Jahre lang inne. Vahlen war in Wien insbesondere als Dozent beliebt und zog große Zahlen von Studenten an. 1873 übernahm er auf ein Jahr das Rektorat der Universität.

1874 starb in Berlin Moriz Haupt; Vahlen wurde als sein Nachfolger vorgeschlagen und nahm nach längeren Verhandlungen den Ruf an die Friedrich-Wilhelms-Universität Berlin an. Außer seinem Lehrstuhl leitete er dort, zusammen mit Adolf Kirchhoff, das Philologische Seminar. Ferner war er, ebenfalls ab 1874, Mitglied der Preußischen Akademie der Wissenschaften und ab 1893 Sekretar der philosophisch-historischen Klasse. 1886/87 war er Rektor der Berliner Universität.

Ab dem Rückzug Kirchhoffs 1902 leitete Vahlen das Philologische Seminar allein, bis er seinerseits 1906 die Leitung an Ulrich von Wilamowitz-Moellendorff, Hermann Diels und Eduard Norden übergab. 1907 zog er sich auch aus der Lehrtätigkeit zurück.

Vahlens wichtigster Forschungsschwerpunkt lag im Bereich der frühen römischen Dichtung; seine Ausgaben der Fragmente des Ennius und des Naevius brachten die Textkonstitution ebenso wie die Interpretation der Werke entscheidend voran. Daneben machte sich Vahlen vor allem um die Werke des Aristoteles verdient (an erster Stelle die Poetik), zu denen er zeitlebens immer wieder neue Einsichten publizierte.