Humboldt-Universität zu Berlin - August-Boeckh-Antikezentrum

Hermann Diels

Hermann Diels

* 18. 05. 1848 in Biebrich am Rhein, Herzogtum Nassau

† 04. 06. 1922 in Berlin-Dahlem

 

Klassischer Philologe

 

Hermann Diels studierte Klassische Philologie ab 1867 in Berlin, wechselte aber schon 1868 an die Universität Bonn zu Hermann Usener. Dort freundete er sich mit dem gleichaltrigen Ulrich von Wilamowitz-Moellendorff an, der ebenfalls bei Usener studierte.

Nach dem Lehrerexamen 1871 arbeitete Diels einige Jahre als Gymnasiallehrer. Zunächst in Flensburg und am Johanneum in Hamburg tätig, wechselte er 1877 nach Berlin, um an den Commentaria in Aristotelem Graeca mitzuarbeiten – die Gesamtedition der antiken griechischen Aristoteles-Kommentare, eines der vielen Großprojekte der Preußischen Akademie der Wissenschaften. Zugleich arbeitete Diels weiter als Gymnasiallehrer, nun als Oberlehrer am Königstädtischen Gymnasium.

Diels beendete seine Lehrertätigkeit, als er 1882 einen Ruf als außerordentlicher Professor an die Berliner Universität erhielt; 1886 wurde er ordentlicher Professor für Klassische Philologie. Er blieb in dieser Position bis zu seiner Emeritierung 1920. Ab 1897 leitete er zusammen mit seinem ehemaligen Kommilitonen Wilamowitz das Institut für Altertumskunde. Diels zeigte großes Engagement für die Verwaltung und Vernetzung der Wissenschaft, innerhalb und außerhalb der Universität: Er war 1891/92 Dekan der Fakultät, 1905/06 Rektor der Universität, 1895-1920 Sekretar der philosophisch-historischen Klasse der Akademie; außerdem war er Mitglied in nicht weniger als 18 weiteren wissenschaftlichen und literarischen Akademien und Gesellschaften, sowie Träger etlicher Preise und Ehrendoktorwürden.

In der Forschung leistete Diels Wesentliches bei der textkritischen Edition der antiken Aristoteles-Kommentare und der griechischen Doxographen. Am bekanntesten ist jedoch seine Gesamtausgabe der Fragmente der Vorsokratiker (1903), in der er erstmals systematisch alle Textbelege zu den griechischen Philosophen vor Platon zusammenstellte. Die Ausgabe ist heute bekannt als „Diels-Kranz“ (nach dem Bearbeiter der 5. Auflage 1934–37, Walther Kranz), und die Fragmente werden üblicherweise bis heute nach den „DK“-Nummern zitiert.

Diels entwickelte eine eigene Ordnung für die Fragmente, die er für jeden Philosophen in drei Kategorien einordnete: Doxographien, Originalzitate und Fälschungen. Er schuf damit die Grundlage für eine erheblich genauere Unterscheidung zwischen historischen Fakten, Interpretationen und Legenden über die Vorsokratiker sowie für die Erforschung der frühen griechischen Philosophie überhaupt, insbesondere in ihrem Gegensatz zu Platon und Aristoteles.