Humboldt-Universität zu Berlin - August-Boeckh-Antikezentrum

Paul Maas

Paul Maas

* 18. 11. 1880 in Frankfurt am Main

† 15. 07. 1964 in Oxford (UK)

 

Klassischer Philologe

 

Paul Maas studierte Klassische Philologie in Berlin (u. a. bei Ulrich von Wilamowitz-Moellendorff) sowie in München. 1903 wurde er mit einer Arbeit über den poetischen Plural im Lateinischen promoviert, die in Fachkreisen großes Lob erhielt.

1910 wurde Maas in Berlin habilitiert und wurde zum Privatdozenten für byzantinische Literatur ernannt. Durch die Unterstützung von Wilamowitz und Eduard Norden erlangte er auch die Lehrberechtigung für antike griechische Literatur.

Der Erste Weltkrieg unterbrach Maas’ akademische Tätigkeit, da er als Sanitäter in der Türkei eingesetzt wurde. Er kehrte auf Umwegen nach Berlin zurück und wurde dort 1920 zum außerordentlichen Professor ernannt. Er arbeitete erneut sehr eng mit Wilamowitz zusammen, bis er 1930 einem Ruf auf den Lehrstuhl der Universität Königsberg folgte.

1934 wurde Maas wegen seiner jüdischen Abstammung zwangsemeritiert und verbrachte die folgenden Jahre sehr zurückgezogen. 1939 emigrierte er nach Oxford (UK). Seine Lage blieb auch dort schwierig; er erhielt keine akademische Anstellung, sondern verdiente mit verschiedenen Tätigkeiten für Verlage einen bescheidenen Lebensunterhalt.

Zugleich war Maas jedoch in engem Kontakt mit der Wissenschaftsgemeinde, sowohl mit britischen Forschern wie Gilbert Murray als auch mit anderen deutschen Exilanten wie Eduard Fraenkel. Darüber hinaus korrespondierte er international mit anderen Altertumswissenschaftlern und trug insbesondere nach dem Zweiten Weltkrieg viel zur Wiederanknüpfung von Forscherkontakten zwischen Deutschland und anderen Ländern bei.

Maas veröffentlichte über fünfhundert, meist kurze und sehr konzise Aufsätze. Seine wichtigsten Forschungsleistungen liegen im Bereich der griechischen Metrik und der Textkritik, die er eng verknüpfte.

Er stellte die Forschung zur griechischen Metrik auf eine völlig neue Grundlage, indem er statt des Iktus, des Systems von betonten und unbetonten Silben, das quantitierende Prinzip aus langen und kurzen Silben zugrundelegte. Dieses Prinzip war schon 1871 von Friedrich Nietzsche erkannt worden, wurde aber erst von Maas 1923 systematisch dargestellt.

Seine Monografie zur Textkritik erschien in der ersten Auflage 1927, es folgten zahlreiche weitere Auflagen, insbesondere in der italienischen Übersetzung. Maas’ systematischer Einsatz der „Leitfehler“ zur Beurteilung von Manuskripten antiker Texte war eine bahnbrechender Fortschritt für die historisch-kritische Methode und die Paläographie.