Immanuel Bekker
* 21. 05. 1785 in Berlin als August Emanuel Bekker
† 07. 06. 1871 ebenda
Klassischer Philologe
Immanuel Bekker studierte Klassische Philologie in Halle bei Friedrich August Wolf. Als Wolf 1810 an die neugegründete Berliner Universität wechselte, sorgte er umgehend dafür, dass Bekker ihm dorthin folgen konnte: Bekker erhielt (mit 25 Jahren) einen Ruf als außerordentlicher, 1811 als ordentlicher Professor der Klassischen Philologie. Er blieb in dieser Position für die folgenden 60 Jahre bis zu seinem Tode.
1815 wurde Bekker zum Mitglied der Preußischen Akademie der Wissenschaften gewählt. Im Auftrag der Akademie, teilweise auch privat, unternahm er bis 1821 mehrere ausgedehnte Forschungsreisen nach Frankreich, England, Italien und Holland, um Bibliotheken zu konsultieren und Handschriften zu sichten und kollationieren.
Die Textkritik im modernen Sinne war gerade im Entstehen (u. a. durch F. A. Wolf und Karl Lachmann): Es wurde eine strenge Methodik entwickelt, um historische Manuskripte zu sichten, zu vergleichen und auf dieser Grundlage einen möglichst verlässlichen Text eines antiken Werkes zu erstellen. Bekker machte sich die Anwendung dieser Methodik auf griechische Schriftsteller zur Lebensaufgabe. Sein wichtigstes Werk ist die große Aristoteles-Gesamtausgabe, die er 1817 im Auftrag der Preußischen Akademie der Wissenschaften begann. Nach den Seiten- und Zeilenzahlen dieser Ausgabe („Bekker-Seiten“) werden die Werke des Aristoteles bis heute zitiert.
Für zahlreiche weitere griechische Autoren schuf Bekker maßgebliche Neueditionen, darunter Platon, die Attischen Redner, Homer, Aristophanes, Theognis und Thukydides. Ferner edierte er alleine 25 Bände des Corpus Scriptorum Historiae Byzantinae. Die lateinischen Autoren fanden weit weniger Interesse bei Bekker, doch gibt es Editionen von ihm von Livius und Tacitus. In vielen Fällen wurden durch Bekkers Arbeit die früheren Editionen völlig obsolet. Insgesamt umfassen seine Texteditionen etwa 140 Bände.
Die Lehre spielte in Bekkers langer Tätigkeit an der Berliner Universität eine recht untergeordnete Rolle. Er hielt lediglich einige Seminare über die attischen Redner und Thukydides und galt generell als wortkarg und unzugänglich. Sein Lebensverdienst ist seine unermüdliche Forschung am Text, durch die er die Gräzistik in wesentlichen Teilen auf ein neues Fundament gestellt hat.