Humboldt-Universität zu Berlin - August-Boeckh-Antikezentrum

Friedrich August Wolf

Friedrich August Wolf

* 15. 02. 1759 in Hainrode

† 08. 08. 1824 in Marseille

 

Klassischer Philologe

 

Friedrich August Wolf studierte ab 1777 in Göttingen Philologie und wurde zunächst Gymnasiallehrer, ab 1782 auch Schulrektor.

1783 wurde er als Professor an die Universität Halle berufen, zunächst für Philologie und Pädagogik, ab 1784 für Philologie und Eloquenz. 1787 gründete er dort das philologische Seminar. In Halle blieb er für 24 Jahre. 1799 wurde Wolf zum auswärtigen Mitglied der Preußischen Akademie der Wissenschaften in Berlin gewählt.

Nachdem Napoleon die Universität in Halle 1806 geschlossen hatte, reiste Wolf nach Berlin, wo er sich eigentlich nur vorübergehend aufhalten wollte. Als er jedoch Kontakt zu Wilhelm von Humboldt und anderen fand und die Möglichkeit sah, sich an der Gründung der neuen Universität zu beteiligen, blieb er in Berlin und trat in den preußischen Staatsdienst. Daneben war er an der Akademie tätig.

1810 wurde er, auf Betreiben Humboldts, Direktor der Wissenschaftlichen Deputation für die Sektion des öffentlichen Unterrichts im Ministerium. Außerdem wurde er einer der Gründungsprofessoren der neuen Berliner Universität (neben Ludwig Heindorf; August Boeckh kam 1811 hinzu) und erhielt den Lehrstuhl für Klassische Philologie.

Sein Wunsch nach einer Sonderbehandlung (ohne Lehrverpflichtung) wurde ihm jedoch verwehrt, was sein Verhältnis zur jungen Universität deutlich trübte. Durch eine zunehmende Kränklichkeit zusätzlich geschwächt, verlor Wolf seine frühere Energie und Umgänglichkeit immer mehr und wurde von Kollegen und Studenten gemieden. Er starb auf einer Reise, die seiner Genesung dienen sollte, in Frankreich.

Das Hauptwerk in Wolfs philologischer Forschung sind die 1795 entstandenen Prolegomena ad Homerum, das Vorwort zu einer nie ausgeführten Homer-Ausgabe. Wolf formuliert hier erstmals die These, die seitdem der „Homerischen Frage“ zugrundeliegt: dass die Ilias und Odyssee nicht von einem einzelnen Autor verfasst seien, sondern aus einer mündlichen Tradition entstanden und erst später, etwa im 6. Jh. v. Chr., von „Redaktoren“ in ihrer heutigen Form fixiert worden seien. Diese Untersuchung gilt als Gründungsdokument der Klassischen Philologie als Wissenschaft; durch Wolf wurde die wissenschaftliche Philologie als eigenständige Disziplin etabliert, während sie vorher vor allem als Hilfsmittel der Theologie angesehen wurde.

Darüber hinaus ist Wolf der Begründer der Altertumswissenschaft als universale Disziplin, vor allem durch seine Schrift „Darstellung der Alterthumswissenschaft nach Begriff, Umfang, Zweck und Werth“, die auf Anregung von Johann Wolfgang von Goethe entstand und 1807 veröffentlicht wurde. Zugleich beruht aber auf Wolf auch die Einschränkung der Altertumswissenschaft (und ihrer heutigen Teildisziplinen Klassische Philologie, Klassische Archäologie, Alte Geschichte) auf die griechisch-römische Antike. Andere antike Kulturen (wie die hebräisch-israelitische, die persische, die babylonische) wurden von Wolf ausgeschlossen – eine Trennung, die bis heute nicht ganz überwunden ist.