Julius Willy Martin Kaftan
Rektorat 1906/07
* 30. 09. 1848 Loit/Nordschleswig
† 27. 08. 1926 Berlin
Theologe
1873 Privatdozent in Leipzig
1874 ao. Professor in Basel
1881 Professor für Dogmatik und Ethik in Basel
1883 Professor der Theologie in Berlin
Julius Kaftan studierte in Erlangen, Berlin und Kiel Theologie. Als Privatdozent war er in Leipzig tätig, wurde 1874 außerordentlicher Professor und ab 1881 Professor für Dogmatik und Ethik in Basel. Als Nachfolger Isaak August Dorners übernahm er 1883 in Berlin den früheren Lehrstuhl Schleiermachers. Mit seiner Rektoratsrede über den „Ethischen Wert der Wissenschaften“ begann Kaftan am 15. 10. 1906 sein Rektorat an der Friedrich-Wilhelms-Universität.
Kant und Schleiermacher beeinflussten Kaftan besonders in den ersten Berufsjahren. Später folgte er der Denkweise von Albrecht Ritschl und gehörte dem konservativen Flügel der Schule Ritschls an.
Kaftan bemühte sich insgesamt um ein »neues Dogma«: Unter Einbeziehung der Religionsgeschichte versuchte er die Allgemeingültigkeit und die autonome Erkenntnis des evangelischen Glaubens zu belegen und ihn in das geistige Leben einzuordnen. In Anlehnung an Kant (Primat der praktischen Vernunft) bestimmte er die Religion als »praktische Angelegenheit des menschlichen Geistes« und sah im Christentum das »höchste Gut« verwirklicht. Zu den Hauptwerken von Julius Kaftan gehören das »Wesen der christlichen Religion« (1881), die »Wahrheit der christlichen Religion« (1888), die »Philosophie des Protestantismus« (1917) und seine »Dogmatik« (1897), die zu Beginn des 20. Jahrhunderts den Rang eines Standardwerks der theologischen Ausbildung einnahm.
Von 1904 bis 1925 war er auch Mitglied des evangelischen Oberkirchenrats der altpreußischen Landeskirche und seit 1921 dessen geistlicher Vizepräsident. In dieser Funktion wirkte er beim Entstehen der neuen Kirchenverfassung der altpreußischen Union mit (1922) und führte den Vorsitz im sozialen Ausschuss des Deutschen evangelischen Kirchenbundes.