Humboldt-Universität zu Berlin - August-Boeckh-Antikezentrum

Moriz Haupt

Moriz Haupt

* 27. 07. 1808 in Zittau

† 05. 02. 1874 in Berlin

 

Klassischer Philologe

 

Moriz Haupt zog 1826 zum Studium nach Leipzig. Ursprünglich hatte er vor, Theologie zu studieren, wurde aber umgehend von Gottfried Hermann für die Klassische Philologie gewonnen. Herrmann sollte für ihn eine lebenslanger Mentor bleiben.

Nach der Promotion 1831 zog Haupt zunächst zurück nach Zittau, um seinem kranken Vater beizustehen. Auf einer Reise nach Berlin 1834 schloss er Freundschaft mit Karl Lachmann, der zu dieser Zeit Professor für lateinische und deutsche Philologie an der Berliner Universität war.

1837 kehrte Haupt an die Universität Leipzig zurück, habilitierte sich mit einer Arbeit über Catull und wurde zunächst Privatdozent, dann außerordentlicher und 1843 ordentlicher Professor – allerdings nicht in Klassischer Philologie, sondern auf dem für ihn neu gegründeten Lehrstuhl für deutsche Sprache und Literatur. 1842 heiratete er Louise Hermann, die Tochter seines früheren Lehrers und jetzigen Kollegen Gottfried Hermann.

1848 engagierte sich Haupt politisch und trat, zusammen mit Theodor Mommsen und Otto Jahn, im „Deutschen Verein“ als Unterstützer der Revolution auf. Infolgedessen wurden alle drei wegen Hochverrats angeklagt, vom Gericht zwar freigesprochen, aber anschließend ihrer akademischen Ämter enthoben; Haupt verlor seinen Lehrstuhl 1851.

Er blieb zunächst als Privatgelehrter in Leipzig, bis er 1853 an die Berliner Universität berufen wurde, und zwar als Nachfolger Karl Lachmanns auf dem Lehrstuhl für römische Literatur. Dieses Amt hatte er 21 Jahre lang bis zu seinem Tode inne. Ab 1861 war er außerdem ständiger Sekretär der Preußischen Akademie der Wissenschaften.

Haupts Forschung im Bereich der Klassischen Philologie betrifft vor allem die Textkritik: Er verfasste mehrere kritische Ausgaben antiker Werke und veröffentlichte eine Unzahl von Konjekturen; daher bevorzugte er zumeist die Veröffentlichungsform des Aufsatzes und besonders der Miszelle gegenüber dem Buch. Viele seiner Beiträge erschienen in der 1866 in Berlin gegründeten Zeitschrift Hermes.

Sowohl in seiner Forschung als auch in seinen Lehrveranstaltungen in Berlin zeichnete sich Haupt aus durch einen umfassenden Überblick über die Autoren und Gattungen der antiken Literatur sowie für ein feines Gespür für die stilistische Individualität der Autoren. Er war bekannt für seine Energie und seine vehement vertretenen Meinungen und war ein angesehenes und über die Universität hinaus bekanntes Mitglied der Berliner Wissenschaftsgemeinde.