Ravenna 2018
Im Sommersemester 2018 fand die interdisziplinäre Exkursion des Studierenkollegs nach Ravenna statt, die durch die Studierenden in mehreren Sitzungen des Studierendenkollegs vorbereitet und vor Ort durch eine Vielfalt von Referaten begleitet wurde.
Reisebericht der Teilnehmer*innen
"Im Laufe des 5. und 6. Jahrhunderts gelangte Ravenna in die Hände verschiedener Herrschaftsordnungen - dem weströmischen Reich, dem Ostgotenreich und der byzantinischen Provinz Italien - und wurde zu deren Hauptsitz. Die Stadt symbolisiert die starken und häufigen Veränderungen in dieser Zeit, steht aber zugleich auch für die Konstanten, die in dieser wechselhaften Zeit bewahrt werden sollten. Unter diversen Aspekten haben wir Exkursionsteilnehmer*innen diese außergewöhnliche Stadt betrachtet.
Unweigerlich kommt man bei einer Exkursion zum spätantiken Ravenna in Berührung mit historische Persönlichkeiten wie Theoderich (451/56-526), unter dessen Herrschaft Ravenna zur ‚Hauptstadt‘ des ostgotischen Königreichs wurde, der Kaisertocher und -mutter Galla Placidia (388-450), dem oströmischen Kaiser Justinian (482-565) und seiner Ehefrau Theodora (um 500-548). Bis heute prägen diese das Stadtbild, allen voran durch das Mausoleum des Theoderich, den mutmaßlichen Überresten seines Palastes und dessen bildliche Darstellung in der Kathedrale Sant'Apollinare Nuovo, ebenso wie durch das Mausoleum der Galla Placidia. Auch die religiöse Bedeutung der Stadt sollte nicht zu kurz kommen: dies wurde uns unter anderem durch die beiden Baptisterien, der Orthodoxen und der Arianer, die Unterschiede und Gemeinsamkeiten(!) vor Augen geführt.
Was bleibt dann noch auf einer fünftägigen Exkursion? Ravenna ist vor allem bekannt für die (spätantiken) Mosaike, die sich tatsächlich überall finden lassen. Diese führen nicht nur in die vielen eindrucksvollen Kathedralen, Kirchen und Museen - auch andere Orte bleiben im Gedächtnis, so zum Beispiel die frühere Klosteranlage und heute von der Universität Bologna noch genutzte Bibliotheca Classense, mit einer großen Sammlung von Dante-Schriften und die einzigen vollständig überlieferten Handschriften Aristophanes (450/44-um 380 v. Chr.), oder der ehemalige Militärhafen in Classense.
Vor zwei weiteren Aspekten gibt es in dieser Stadt kein Entkommen: Die teils offensichtliche, teils versteckte Verwendung eines der wertvollsten Marmore: Porphyr – in Italien keine Neuerscheinung, in dieser Stadt ist aber sicherlich der Porphyrsarg im Mausoleum des Theoderich am eindrucksvollsten – und die allgegenwärtige Rezeption von Dante (1265-1321), dessen Überreste vielleicht, vielleicht auch nicht, an diesem Ort bestattet sein soll(t)en.
Die Exkursion bot uns Teilnehmern*innen ohne Zweifel eine schöne und eindrucksvolle Zeit und verschaffte uns neue Einblicke in die Zeit der Spätantike. Durch die Vielzahl und die Vielfalt der Themen, denen sich jede/r Teilnehmer*in gewidmet hat, wurden den anderen Mitreisenden nicht nur eine Menge Informationen zu der Stadt und ihrer gesellschaftlichen, religiösen und architektonischen Geschichte dargereicht, sondern auch neue Sichtweisen und Perspektiven eröffnet. Wir können einen Besuch Ravennas allen an der Geschichte der Spätantike Interessierten wärmstens ans Herz legen."
(Helen Megan Schulz und Sarah Wolff)