Humboldt-Universität zu Berlin - August-Boeckh-Antikezentrum

Gustav Adolf Deißmann

Gustav Adolf Deißmann

 

Portrait klein Gustav Adof Deißmann
Friedrich-Wilhelms-Universität zu Berlin

Rektor 1930/1931

* 7.11.1866 Langenscheid/Lahn
† 5.4.1937 Wünsdorf b. Berlin

Theologe

1892 Privatdozent für Neues Testament in Marburg

1895 Pfarrer und Lehrer am Theologischen Seminar Herborn

1897 Professor für Neues Testament in Heidelberg

1908 Professur in Berlin, 1935 entpflichtet

1929 Mitglied des ökumenischen Rates für praktisches Christentum

 


Der aus einer Pfarrersfamilie stammende Deißmann studierte von 1885-1889 Theologie an den Universitäten Tübingen und Berlin sowie am Predigerseminar in Herborn (Hessen-Nassau). Bereits in seiner bei Georg Heinrici in Marburg verfassten Habilitation über die neutestamentliche Formel „in Christo Jesu“ (1892) deutete sich Deißmanns Sinn für das mystische Element im Urchristentum, die „Christusmystik“ an, welche für seine weitere theologische Arbeit am Neuen Testament bestimmend sein sollte. Daneben erkannte er als einer der ersten die Bedeutung der ägyptischen Papyrusfunde für die Bibelphilologie und das Verständnis des biblischen Griechisch der Septuaginta („Bibelstudien“, 1895 u. 1897). Deißmanns Bemühungen, die biblischen Schriften aus ihrer Umwelt heraus zu verstehen, wurden nicht zuletzt durch seine ausgedehnten Reisen in die Länder des Vorderen Orients verstärkt. Die Summe dieser Reise- und Forschungstätigkeit legte Deißmann in seinem Werk „Licht vom Osten“ (1908) vor, das großen Erfolg in Deutschland, England, Amerika und Skandinavien erreichte und zahlreiche Auflagen erlebte.

Nach dem Ersten Weltkrieg widmete sich Deißmann mit großer Hingabe der Arbeit in der Ökumenischen Bewegung, die fortan für ihn im Vordergrund stand. Bereits im Krieg hatte er mit seinen in die gesamte Welt versandten „Evangelischen Wochenbriefen“ versucht, eine Weltfront des christlichen Gewissens zu mobilisieren, was ihm zu länderübergreifendem Ansehen in kirchlichen Kreisen verhalf. So wurde er in die Preußische Generalsynode delegiert und auf deutsche Kirchentage und die Weltkirchentage in Stockholmund Lausanne (1925 bzw. 1927) entsandt.

Sein Nachlass befindet sich in der Zentral- und Landesbibliothek Berlin. Die Universitätsbibliothek hat 2009 die Vorlesungsmitschrift zum „Johannesevangelium“ des Wintersemesters 1933/34, gehalten an der Friedrich-Wilhelms-Universität Berlin, erworben.